Niederbayern Magazin

MIT STEFAN OTTO unterwegs auf seiner GMAHDN WIESN von Torsten Widua
Was ist lustig? Eine Frage, die imFrühling 2024 allgegenwärtig im großen Saal des Dorfhauses Ganacker schwebte. Eine Frage, die wir in den 90er Jahren vielleicht mit Al Bundy, Stefan Raab oder Helga von Sinnen beantwortet hätten – auf nationaler Ebene gesehen. Bleiben wir aber mal im bajuwarischen Dunstkreis des komischen Schaffens. Wer ist hier Kult seit vielen Jahrzehnten? Gerhard Polt? Bestimmt, ja. Der Fischer Otti? Freilich. Herbert und Schnipsi? Fei‘ scho‘. Die Münchner Lach- und Schießgesellschaft? Durchaus, gewiss. Willy Astor? Die Szene wäre undenkbar langweilig ohne ihn. Alles alte Hasen, vor denen wir den imaginären Kabaretthut ziehen und sagen: Danke, gut habt’s des g’macht. Und dann ist es dementsprechend gar nicht einfach, in so große Fußstapfen zu treten. Wenn man sich in dem Zusammenhang die Comedy Schuhe anzieht, sollten sie auch passen. Zweifelsfrei in die Schublade mit der Aufschrift „Selten so gelacht“ gehört Stefan Otto. Aus Niederbayern. Moosthenning, genauer gesagt. Auch ihm habe ich die Frage gestellt, was lustig ist. Worüber kann er lachen? Und wie hat er sich gefühlt, als er mit Kulturpreis des Landkreises Dingolfing-Landau ausgezeichnet wurde? Und überhaupt: Wie fing eigentlich alles an? Fragen über Fragen. Hier die Antworten. Ausverkauftes Haus in Ganacker

Das Dorfhaus Ganacker ist für mich schon fast eine zweite Heimat. Seit ich das Printmagazin im April letzten Jahres als Redaktionsleiter übernommen habe, war ich bestimmt sieben-, achtmal dort. Initialzündung war ein Leserbrief vom Huber Franz, der mich im Sommer ’23 erreichte. Es ging damals um den 2019 gegründeten Kultur- und Förderverein, der das Dorfhaus in Ganacker wieder zum Leben erwecken sollte. Korrektur: Erweckte! Sportler- Bälle, Kleinkunst Bühnen, Musikantentreffen, g’miatliches Z’sammsitzen bei einer Halben Bier, 200 Gramm Emmentaler mit Breze oder hausgemachtem Gulasch mit Nudeln. Als Stefan Otto dann im April ab halb zehn Uhr morgens zum Kabarett Frühschoppen eingeladen hatte, stand alles unter dem Motto „Extrawurscht“: Es gab Weißwurscht, Wiener, dazu Brezn. Kaffee für die Morgenmuffel, direkt a g’scheites Helles für die Trinkfesten. Was für eine Gaudi – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der Saal im ersten Stock: bis aufs letzte Sitzkissen ausverkauft. 130 Gäste. Plus wir von NIEDERBAYERN TV. Plus Stefan Otto natürlich. Bevor dieser um Punkt 11:00 Uhr die Bühne betrat, hat er einen Platz in der ersten Reihe eingenommen und mir ein paar Fragen beantwortet.
Wenn ich mich mit ganz besonderen Menschen treffe, hab‘ ich öfters mal einen kleinen Spickzettel dabei. Mit Stichpunkten. Vorbereitung ist das A und O, sag‘ ich jetzt mal.

Und der erste Begriff, Stefan, lautet: „Herbert und Schnipsi“.

Herbert und Schnipsi – die verfolgen mich, seit ich 13 Jahre alt bin. Das Komikerduo Hanns Meilhamer und Claudia Schlenger, die hinter diesen Kultfiguren stecken, waren für mich der Grund, überhaupt in den Kabarettbereich einzusteigen. Die Sketche fanden Freunde und ich so witzig und so richtig schön auf den Punkt gebracht, dass wir sie damals im zarten Jugendalter nachgespielt hatten. Einer von uns kam dann auf die Idee: Hey, das filmen wir einfach mal. Klar, damals gab es ja noch kein Handy, mit dem man Videos drehen konnte, wir hatten noch die uralten Kameras mit den Bändern drin. Egal. Auf jeden Fall haben wir mal so ein Filmchen zu Herbert und Schnipsi geschickt – und, tadah! Die haben tatsächlich auch geantwortet. Logo, nicht per Email oder über Facebook. Auch das war damals ja noch Zukunftsmusik. Wir erhielten Post, per Brief. 1997 müsste das gewesen sein. Und die zwei fanden unsere – ich sag’s mal so – Cover- Versionen äußerst amüsant. Wir waren ja fast noch Kinder, konnten die Sketche nur so la la nachspielen, wir hatten kein Auto, haben dafür dann unsere Radl hergenommen bei der Umsetzung. Und das Schöne: Der Kontakt zum Hanns und zur Claudia ist tatsächlich bis heute geblieben. Und – das will ich auch noch betonen: Die zwei sind noch heute meine größten Vorbilder. Ich bin mit denen aufgewachsen, mit ihrem Humor, ihrer Art. Einfach klasse, was die zwei seit vielen, vielen Jahren alles auf die Beine stellen.
1997 hat’s klick gemacht bei Dir. Und wann ging es dann so richtig los?

Das war 2004. Die Freundin, die damals bei unseren Sketch-Interpretationen die Schnipsi gespielt hat, das war meine Nachbarin. Die ist dann irgendwann ausgestiegen, wollte das Komödiantische nicht weiter umsetzen. Ich schon, bin drangeblieben, habe mit 17 oder 18 Jahren angefangen, das Gitarrespielen zu lernen. Und dann bin ich reingerutscht, in die Schiene des Musikkabaretts. Viele Jahre mit vielen Auftritten vergingen.

… bis dann der große Durchbruch kam.

Genau, das quasi 2019. Seitdem mache ich das Ganze hauptberuflich. Wobei ich sagen möchte, dass ich meine Passion des Schreiners nie aufgegeben habe. Montag, Dienstag und Mittwoch habe ich immer noch mit Hobel und Spähne zu tun. Und die Kombination von Handwerk und Mundwerk tut mir ganz gut.

Früher hast Du die Sketche nachgespielt. Heute schreibst Du alles selbst?

Ja, und das ist mir auch ganz wichtig zu erwähnen. Nur das macht einen Künstler authentisch – und genau das möchte ich auch sein. Alle Texte stammen von mir. Ich hatte zwar auch schon ein paar Angebote von Leuten, die gesagt haben „Hey, ich könnte ja mal was für dich schreiben“, aber die habe ich immer strikt abgelehnt. Damit kann ich mich nicht identifizieren – und ich glaube, „fremde“ Texte kann man auch nicht so gelungen rüberbringen.

Woher nimmst Du Deine Ideen für neue Jokes und Geschichten?
Ich bin immer mit wachsamen Augen unterwegs. Immer, wenn ich in einer Alltagssituation etwas sehe oder höre, was mir in irgendeiner Form witzig erscheint, schicke ich mir selbst eine Email mit ein paar Stichpunkten. Oder eine Sprachnachricht, damit ich die eventuelle Steilvorlage nicht vergesse. Und daheim angekommen, setze ich mich dann hin und überlege mir, wofür das Thema geeignet sein könnte. Zum Beispiel für ein Lied. Dann wird gegrübelt und vor allem gefeilt, um im Schreinerjargon zu bleiben. Ich überlege mir, welche Melodie zum Thema und zum Text passen könnte. Drei, vier Stunden – dann ist das Ding manchmal sogar schon im Kasten……

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